Heft 116 | Jg. 30 | SOMMER 2010
FOTOBÜCHER IM 20. JAHRHUNDERT
Anton Holzer, Ulrich Keller (Hg.)
ZUM HEFT
Seit einigen Jahren erzielen historische Fotobücher am Kunstmarkt immer höhere Preise. Parallel dazu setzte auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema ein. Die Beiträge dieses Themenheftes untersuchen an ausgewählten Beispielen die gesellschaftspolitische Dimension des Fotobuchs, seine zeitgenössische publizistische Wirkung, seine Rezeption, aber auch seine komplexen Text-Bildbezüge.
Die kommerzielle Aufwertung von Fotobüchern und ihre Verwandlung in Kunstwerke haben dazu geführt, dass sich bisher ein Gutteil der Publizistik zum Thema Fotobücher der Logik des Kunstmarktes und der geschäftlichen Verwertung angeschlossen hat. Auffallend ist, dass enzyklopädische Annäherungen dominieren. Es werden Listen und Ranglisten erstellt, angebliche Highlights herausgefiltert und diese mit anderen Highlights verglichen. Auf diese Weise wird die Geschichte des Fotobuchs als Wettkampf um möglichst innovative, originelle Gestaltung inszeniert.
Das vorliegende Themenheft schlägt einen anderen Weg als den der meisten bisherigen Publikationen ein. Die Auswahl der untersuchten Fotobücher ist relativ schmal. Sie beansprucht nicht, die Geschichte des Fotobuchs in seiner Gesamtheit dazuzustellen. Im Mittelpunkt der Analysen stehen einzelne Fotobücher oder Gruppen von Fotobüchern, die umfassender analysiert werden und vor allem auf ihre gesellschaftspolitischen Bedeutung hin gelesen werden. Einige der untersuchten Bücher hatten zu ihrer Zeit eine enorme Wirkung, manche auch sehr hohe Auflagen. Andere haben, obwohl sie zu ihrer Zeit wenig beachtet wurden, Vorbildwirkung für spätere Publikationen erlangt. Wieder andere Fotobücher wurden schlicht vergessen uns sind erst durch jüngste Forschungen wieder „ausgegraben“ worden. Der zeitliche Schwerpunkt der Texte liegt im 20. Jahrhundert, gelegentlich aber wird der Blickwinkel in Richtung 19. Jahrhundert erweitert. (Zum Editorial)
BEITRÄGE
Ulrich Keller: Die posttraumatische Kamera. Amerikanische Kriegsfotobücher von Gettysburg bis Vietnam
Sandra Oster: Das Gesicht des Krieges. Der Erste Weltkrieg im Foto-Text-Buch der Weimarer Republik
Eric Lutz: Auf der Suche nach Amerika. Ein Fotobuch-Projekt von Rudolf Schindler
Franziska Schmidt „Das deutsche Volksgesicht“. Die Fotobücher von Erna Lendvai-Dircksen zwischen 1931 und 1944
Hanna Koch: „Sprechende Bücher“. Paul Wolff, Walker Evans: Fotobildbände der 1930er Jahre
Hans Dickel: Fotografie im Künstlerbuch. Beobachtungen zur Intermedialität seit 1960
FORSCHUNG
Jan Mlčoch: Schlosser & Wenisch. Ein Prager Fotoatelier (Zum Bericht)
Oskar Verant: Die Bewegungsdarstellung in der Fotografie des 19. Jahrhunderts – von der wissenschaftlichen Analyse zum künstlerischen Ausdruck (Zum Bericht)
Letzte Ausgaben
Hefte ab 150 | Siehe auch: Themen- und Stichwortsuche | Hefte und Einzelbeiträge aus dem Archiv auch als PDF bestellbar.