ZUM HEFT
Die Fotografiegeschichte orientierte sich lange Zeit an einer männlich dominierten Geschichtserzählung. Diese etablierte einen Kanon fotografischer „Meisterwerke“ herausragender, fast durchwegs männlicher Fotografen-Künstler. In derlei Geschichtsauffassungen spielten Frauen, wenn überhaupt, lediglich eine assistierende oder gar keine Rolle. Eine feministisch orientierte Fotografietheorie beschränkt sich nicht nur darauf, „vergessenen Fotografinnen“ einer bestehenden Geschichte der Fotografie hinzuzufügen. Sie fordert patriarchale Sichtweisen auf die Fotografie auf fundamentale Weise heraus.
Die Autorinnen des vorliegenden Themenhefts fragen unter anderem, durch welche Ein- und Ausschlüsse die Fotogeschichtsschreibung und die Fototheorie nach wie vor gekennzeichnet ist. Sie untersuchen die Vergeschlechtlichungen von Techniken und Materialien, die biologistische Metaphern und Hierarchisierungen fortschreiben. Und sie stellen zeitgenössische fotografische Positionen von Frauen vor, die in ihren Arbeiten feministische Fragestellungen aufgreifen und reflektieren.
BEITRÄGE
Kerstin Brandes: Die Gans lebt … Studien Visueller Kultur und feministische Fotografieforschung
Katharina Steidl: „Black Box“ Fotografie. Zur Vergeschlechtlichung einer bildgebenden Technik
Anne Vitten: Unbequeme Konkurrentinnen? Ausbildung von Frauen an der Photographischen Lehranstalt des Berliner Lette-Vereins um 1900
Katrin Köppert: Modalitäten der Stille. Queerness, Fotografie und post black art
Susanne Holschbach: Frauen sehen Frauen an. Fotografie, Körperpolitik und weiblicher Blick im Resonanzraum Sozialer Medien
REZENSIONEN
Hanna Koch: Hans-Michael Koetzle (Hg.): Dr. Paul Wolff & Tritschler. Licht und Schatten – Fotografien 1920 bis 1950, Heidelberg, Berlin: Kehrer 2019. (Zur Rezension)
Miriam Paeslack: Die Stadt und ihr Bild. Rezension der folgenden Publikationen: Sigrid Schulze und Eberhard Mayer-Wegelin: Berlin als Residenzstadt. Photographie von Leopold Ahrendts 1854–1870; Micheline Nielsen: Nineteenth-Century Photographs and Architecture: Documenting History, Charting Progress, and Exploring the World; Andrew Higgott, Timothy Wray (Hg): Camera Constructs. Photography, Architecture and the Modern Cityund Visual Resources: an international journal on images and their uses. (Zur Rezension)
FORSCHUNG
Martin Kofler, Notburga Siller: „Frauenbilder/Signora fotograf(i)a“. Visual History in Tirol – Südtirol – Trentino: eine Fotoausstellung im Rahmen des Interreg-Projekts „Lichtbild“. (Zum Bericht)
Anna Schneider, Thomas Zaugg: Zwischen Piktorialismus und Reportage. Der Schweizer Pressefotograf Hermann Stauder (1887–1949). (Zum Bericht)
BÜCHER, KURZ VORGESTELLT
Walter Keller – Beruf: Verleger, hg. von Urs Stahel und Miriam Wiesel, mit Patrick Frey, Christian Gerig, Martin Jaeggi, Zürich: Edition Patrick Frey, 2019.
Hans Saebens: Bilder für Bremen 1930–1969, hg. von Frauke von der Haar, Bremen: Focke Museum. Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, 2019.
Hamburg in frühen Fotografien, hg. von Jan Zimmermann, Hamburg: Junius Verlag, 2019.
Amateurfotografie. Vom Bauhaus zu Instagram, hg. von Esther Ruelfs und Tulga Beyerle, Heidelberg, Berlin: Kehrer Verlag, 2019.
Werner Kohlert, Friedrich Pfäfflin: Das Werk der Photographin Charlotte Joël. Porträts von Walter Benjamin bis Karl Kraus, von Martin Buber bis Marlene Dietrich, Göttingen: Wallstein Verlag, 2019.
Raoul Hausmann: Ibiza – Eine vergessene Insel, hg. von Bernd Stiegler in Zusammenarbeit mit dem Musèe d’art contemporain de la Haute-Vienne in Rochechouart, Göttingen: Konstanz University Press, 2019.
Gisela Parak (Hg.): Der Freiberger Bergbau um 1900. Arbeit, Alltag und Technik im Spiegel der Fotografie, hg. von der TU Bergakademie Freiberg, Münster: Aschendorff Verlag, 2019.
Franziska Kunze: Opake Fotografien. Das Sichtbarmachen fotografischer Materialität als künstlerische Strategie, Berlin: Reimer Verlag, 2019.
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