Heft 169 | Jg. 43 | Herbst 2023
VOM LICHTBILD ZUM FOTO
Zur westdeutschen Fotoszene der 1950er Jahre
Hg. von Clara Bolin
Zum Heft
Trümmerfotografie, photokina und Subjektive Fotografie. Modernes „Foto“ auf der einen, konservatives „Lichtbild“ auf der anderen Seite. In Schlagworten und Begriffen wie diesen wurde und wird die westdeutsche Fotografie der unmittelbaren Nachkriegszeit oft beschrieben. Doch spiegeln diese starren Kategorisierungen die Komplexität und die Vielfalt der fotografischen Strömungen in den ersten Jahren nach 1945 angemessen wider? Die Fotografie der 1950er Jahre ist stark von Aufbruch und Unsicherheit, vom Neuanfang und dem Wunsch nach Kontinuität geprägt.Noch gab es kaum offizielle Institutionen oder Sammlungen, die die Deutungen und Diskurse über die Fotografie vorgaben. Welche Strukturen sollte und wollte man nach der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg fortführen, mit welchen Traditionslinien brechen?
Das Themenheft vermisst die westdeutsche Fotoszene der unmittelbaren Nachkriegszeit neu. Die Autorinnen und Autoren untersuchen in ihren Fallstudien zentrale Aspekte der Nachkriegsfotografie. Zugleich zeigen sie, dass sich die komplexen fotografischen Entwicklungslinien nur vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge angemessen beschreiben lassen. Dazu gehört unter anderem die politische Verortung der Fotoszene im beginnenden Kalten Krieg, das Verhältnis der Geschlechter, die Rolle der expandierenden Freizeitkultur, aber auch der rasante wirtschaftliche Wiederaufstieg des Landes.
Beiträge
Clara Bolin: Zur westdeutschen Fotoszene der 1950er Jahre. Editorial
Birgit Schillak-Hammers: Später Ruhm eines Pioniers. Carl Strüwe und dieFotografie der 50er Jahre
Clara Bolin: Amerika macht mit! Dimensionen farbfotografischen Ausstellens in den 1950er Jahren
Jelena Albers: Ausflüge zu Dritt: Er, Sie und die Camera. Agfa und die Reisewelle der ausgehenden 1950er Jahre
Miriam Zlobinski: Die Ferne sehen. Rolf Gillhausen und die Berichterstattung in Illustrierter, Buch und Film
Clara Bolin: Wo sind sie? Fotografinnen in den 1950er Jahren. Gespräch mit Dorothea Cremer-Schacht, Stefanie Grebe, Thomas Morlang und Ina Neddermeyer zu Forschungsstand und Forschungslücken
Forschung
Mona Wischhoff: Projektionsbilder. Koloniale Lichtbildervorträge um 1900 (zum Bericht)
Hans-Michael Koetzle: „Ich war noch nie von einer Zeitschrift so begeistert“. Katholisches „Gegengift“ zu twen: kontraste – ein vergessenes Magazin der bundesdeutschen sechziger Jahre (zum Beitrag)
Julia Secklehner: Frauennetzwerke der Avantgarde. Ein Gespräch über die Fotomontagen von Friedl Dicker-Brandeis und die Spurensuche in der zentraleuropäischen Fotografiegeschichte der Zwischenkriegszeit (zum Gespräch)
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