Heft 174 | Jg. 44 | Herbst 2024
ANDERE SEHEN
Fotografische Bilder und Selbstbilder
Hg. von Susanne Regener
ZUM HEFT
Fotografie spielt in der Konstruktion des Fremden und Anderen eine zentrale Rolle. Fremde Menschen und Kulturen werden durch die Kamera oft zu „Objekten“, zugerichtet und stereotypisiert. In kolonialen und rassistischen Diskursen ist das Bildermachen häufig eng mit Aspekten von Hierarchie und Macht verknüpft. Umgekehrt kann die Kamera aber auch dazu verwendet werden, in Bildern die eigene Identität zu stilisieren und zu stabilisieren. All diese Strategien, andere zu sehen, können als Spielarten des fotografischen Othering beschrieben werden. Sie dienen der Aus- und Abgrenzung, aber auch der Selbstermächtigung, der Aneignung und Respektbezeugung.
Das vorliegende Heft rekonstruiert anhand ausgewählter Fremd- und Selbstbilder unterschiedliche Prozesse des fotografischen Othering aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. In den Blick genommen werden dabei nicht nur die Bilder im engeren Sinne, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Machtverhältnisse, die die Grundlage für die Marginalisierung, Rassifizierung, Hierarchisierung und Ausbeutung bilden. Mit dieser Ausgabe von Fotogeschichte werden fotografische Grenzziehungen und Identifizierungen beispielhaft analysiert und sichtbar gemacht.
BEITRÄGE
Susanne Regener: Andere Sehen. Editorial
Gesine Krüger: Abbild – Abdruck. Anthropologische Gesichtsmasken und koloniale Fotografie
Bernd Stiegler: Übereinandergeklebt und ins Album verbracht. Ein Album mit Carte de Visite-Aufnahmen von Native Americans der Vancouver Islands
Anton Holzer: Bilder im Kopf. Die „Roma-Schule“ in Užhorod. Fotografische Konstruktionen des Fremden
Susanne Regener: Aufmerksamkeit für Rom:nja. Die Ambivalenz der Othering-Fotografie
Joseph Imorde: Einfühlung in das Andere. „Weltkunst“ in fotografischen Reproduktionen
Steffen Siegel: Fotografische Ostpakete. Das Fotobuch DDR Frauenfotografieren von Gabriele Muschter und die deutsch-deutsche Verflechtungsgeschichte
Dorle Dracklé: Blickwechsel. Fotografie und Feldforschung oder: Die Anderen schauen zurück
Gunnar Schmidt: Exzentrizität und Melancholie. Edith Sitwells fotografische Selbstinszenierungen
FORSCHUNG
Vida Bakondy: Ein Fotoarchiv der Migration. Jovan Ritopečkis Dokumentation der jugoslawischen Arbeitsmigration (zum Bericht)
Ute Mahler: Zeigen, was ist. Ein Gespräch über das ungewöhnliche Fotobuch Ein Dorf (zum Gespräch)
REZENSIONEN
Julia Secklehner: Jordan Troeller (Hg.): Lucia Moholy: Exposures, Berlin: Hatje Cantz, 2024 (zur Rezension)
Gisela Steinlechner: Stella Rollig, Martin Waldmeier, Nina Zimmer (Hg.): Hannah Höch. Montierte Welten, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2023 (zur Rezension)
Miriam Zlobinski: Kathrin Baumstark, Ulrich Pohlmann: Watch! Watch! Watch! Henri Cartier-Bresson, München: Hirmer, 2024 (zur Rezension)
Carolin Görgen: Ariella Aïsha Azoulay, Wendy Ewald, Susan Meiselas, Leigh Raiford, Laura Wexler (Hg.): Collaboration: A Potential History of Photography, London: Thames & Hudson, 2023 (zur Rezension)
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