
Anna Hanreich
Zur Fotografie Emil Mayers, Die Wiener Typen und der "Wurstelprater"
Institution: Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, Prof. Dr. Martina Pippal, Dr. Monika Faber, Albertina Wien, Beginn/Ende: Eingereicht Dezember 2004, Art der Finanzierung: Privat. Veröffentlichungsform: Diplomarbeit, Kontaktadresse: ahvie(at)gmx.net
Erschienen in: Fotogeschichte Heft 95, 2005
Emil Mayer (1871 – 1938) war einer der bedeutendsten österreichischen Amateurfotografen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Im Zentrum der Arbeit stehen – neben einer Behandlung des Themas der "Wiener Typen" – jene Bilder Mayers, die als Illustrationen für das 1911 erschienene Buch "Wurstelprater" von Felix Salten verwendet wurden.
Mayer entwickelte die Wiener Typenfotografie, die im 19. Jahrhundert durch das Werk von Otto Schmidt geprägt wurde, weiter. Sein Aktionsradius war die offene Straße, seine Fotos sind unbemerkt aufgenommene Schnappschüsse der Bewohner Wiens. Auch innerhalb des Werkes Mayers kann man eine Weiterentwicklung beobachten. Die Illustrationen im "Wurstelprater" stellen nicht mehr nur einen Menschen als Vertreter einer Schicht oder Berufsstandes in den Vordergrund. Vielmehr werden in diesen Fotos Geschichten erzählt, die parallel zu Saltens Text eine eigene Wirkung und Aussagekraft entwickeln.
Der "Wurstelprater" kann in seinem literarischen Anspruch und in der Kombination mit äußerst qualitätvollen Illustrationen als Gesamtkunstwerk angesehen werden. Vergleiche zu Drawe/Klägers Werk "Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens" (Wien 1908) drängen sich auf, entscheidende Unterschiede in Hinblick auf die Qualität der Gestaltung und Intentionen der beiden Bücher sind jedoch gegeben. Eine Parallele lässt sich jedoch nicht leugnen: auch Mayer hielt vor der Publikation des "Wurstelprater" Diavorträge zu demselben Thema ab (1909 und 1910 in der Photographischen Gesellschaft, Wien, und in anderen Fotovereinen). Bei den Recherchen ist die Autorin im Archiv der Wiener Urania auf kolorierte, inventarisierte, nummerierte und mit Bildtiteln versehene Glasdiapositive gestoßen, die zum Teil neue, unbekannte Motive zeigen. Neben diesen qualitätvoll kolorierten Dias veröffentlicht sie in ihrer Arbeit auch unbearbeitete Dias, die sich ebenfalls im Urania-Archiv erhalten haben. Der Fund eröffnet neue Fragestellungen und Blickwinkel auf Mayers Werk sowie auf die Taktik zur Vermarktung seiner Bilder. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Analyse der Firma Mayers, der "Drem-Bromöldruckzentrale" und ihrer internationalen Zweigstellen in Frankfurt/M. und London.
Literatur:
Anna Hanreich: Der Prater in Farbe, Ein wiederentdeckter Diavortrag Emil Mayers über den Wiener Wurstelprater, in: Christian Dewald/Werner Michael Schwarz (Hg.), Prater Kino Welt, Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos, Wien 2005, S. 294-313.
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