Bücher, kurz vorgestellt
Erschienen in: Fotogeschichte 111, 2009
Wer war Erwin Blumenfeld? Diese Frage wird man nach der hervorragenden, vorbildlich gestalteten und gedruckten Publikation von Helen Adkins ganz anders als bisher beantworten müssen. Die Autorin hat in ihren verzweigten und sorgfältigen Recherchen einen neuen Erwin Blumenfeld entdeckt: den frühen Expressionisten und Dadaisten, der seit 1916 bissige und hintergründige Montagen schuf. Die Biografie stellt sein unbekanntes Frühwerk im intellektuellen Umfeld des Berlin der 10er, 20er und frühen 30er Jahre vor.
Scrapbooks sind mehr oder weniger private Alben, in die Fotos, Bilder, Erinnerungen und andere persönliche Objekte eingeklebt und zu einer Geschichte verbunden wurden. Der wunderbar gestaltete Band von Jessica Helfand geht, anhand einer Auswahl bekannter und unbekannter amerikanischer Scrapbooks, der Geschichte dieses bislang von der Fotogeschichte kaum beachteten Mediums nach. Ein schöner, gut gemachter Bild-Textband, der den materiellen und Eigenheiten der einzelnen Sammlungen viel Platz einräumt. Faszinierend.
Erich Mendelsohn ist als Architekt der Weimarer Republik weithin rezipiert, viele seiner Bauten sind auch in Fotografien bekannt geworden. Weit weniger bekannt aber ist der Kontext der Entstehung und Rezeption dieser Bilder. Und auch über den Fotografen, Arthur Köster (1890–1965), ist bislang wenig bekannt. Die Autorin schließt mit ihrer sorgfältig recherchierten Dissertation diese Lücke und bietet zugleich eine lesenswerte Einführung in die Architekturfotografie der Moderne. Schade, dass die Abbildungen mehr kopiert als gedruckt sind.
Der Untertitel des 179 Seiten starken Büchleins setzt auf Understatement. Die theoretischen „Snapshots“ sind z.T. aus einer Tagung der University of Durham „Re-Thinking Photography“ (2005) hervorgegangen. Sie bilden, zusammen genommen, einen guten einführenden Reader zur Theorie der Fotogeschichte. Die Texte stammen großteils aus der Feder international anerkannter Autoren, ein gutes, aktuelles Literaturverzeichnis schließt den Band ab.